Samstag, 5. November 2022
Anlässlich seines 25-Jahr-Jubläums hat der BPW Club Uri erstmals einen nationalen Anlass organisiert: die Herbstkonferenz von BPW Switzerland. In der Andermatt Konzerthalle trafen sich dazu rund 150 Kaderfrauen und loteten aus, wo das grösste internationale Frauennetzwerk künftig Brücken schlagen will. Das interessierte auch den «Teufel», der in kulturellen Intermezzi auftrat.
1997 gründeten 25 Urnerinnen auf Initiative von Angela Dillier-Gamma, Petra Muheim Quick, Kristin Arnold Thalmann und Christine Aschwanden den BPW Club Uri. Die Mitgliederzahl ist heute mehr als doppelt so gross und das Interesse am international verbundenen Frauennetzwerk wächst. Denn es gibt – in Uri, schweiz- und weltweit – unvermindert viel zu tun, um die Gleichstellung zu fördern und zu verankern. Der BPW Club Uri feierte daher sein 25-Jahr-Jubiläum nicht bloss im Kleinen: Er hat am 5. November 2022 in Andermatt die Nationale BPW Herbstkonferenz organisiert und vielen Stimmen eine Bühne geboten. «Wir wollen Brücken der Frauensolidarität bauen und so aufzeigen, dass Frauen in Gesellschaft, Wirtschaft und Politik zum tragenden Fundament gehören», so Susanne Döhnert-Dätwyler, Präsidentin des BPW Clubs Uri, bei ihrer Ansprache zum Tagungsmotto «Brücken bauen».
Freude und Skepsis bei der Urner Ständerätin
Dass er Brückenschlag im Urserntal stattfand, erachtete auch die Urner Ständerätin Heidi Z’graggen als sehr passend: In dieser Region hätten sich nicht bloss seit Jahrhunderten einheimische und angereiste Frauen getroffen, sondern die Urnerinnen selbst seien schon immer anders und frecher gewesen. Sie erinnerte etwa an Emilie Lieberherr aus Erstfeld, die massgeblich mithalf, das Schweizer Frauenstimmrecht 1971 durchzuboxen. Gleichzeitig fragte Heidi Z’graggen kritisch: «Und heute, verstecken sich die Frauen etwa wieder zuhause? Weshalb haben wir in Uri und sechs weiteren Kantonen zurzeit nur Männer in den Regierungsräten? Weshalb gibt es dank Quote zwar mehr Verwaltungsrätinnen bei den börsenkotierten Schweizer Firmen, aber 86% dieser Frauen kommen aus dem Ausland?»
Klare Programmziele bei BPW Switzerland
Fragen wie diesen widmet sich der BPW Switzerland seit 75 Jahren. Co-Präsidentin Sandra Jauslin betonte, dass BPW überall und stetig Brücken baue – zwischen den Geschlechtern, zwischen den Berufsgattungen, zwischen Jung und Alt, zwischen den Himmelsrichtungen. Die Co-Präsidentin fand, dass man sich an der kontinentalen Wasserscheide bei Andermatt am richtigen Ort traf. Ihre Kollegin, Claudine Esseiva, zeigte im weiteren Verlauf der Nationalen BPW Herbstkonferenz auf, wie man die Visibilität der Club-Werte nachhaltig erhöhen will: mit Mentoring und Stipendiaten, mit einer Erhebung zur Diversity- und Gleichstellungskompetenz, mit dem Einsatz für die Lohngleichheit durch den Equal Pay Day, mit dem Engagement gegen den weiblichen Fachkräftemangel insbesondere in den MINT-Berufen, mit dem Kampf gegen die Lücken in der 1. und 2. Vorsorgesäule, mit der Volksinitiative für die Individualbesteuerung, mit der Kampagne «Cheffe-Etage» für mehr Frauen auf der Führungsebene und dem steten Einsatz für junge Frauen (Young BPW).
Rolf Sommer als teuflischer Störenfried
«Fachkräftemangel? Ja, das kenne ich auch – und daher schlage ich euch Frauen jetzt einen Deal vor», platzte da plötzlich ein seltsamer, verdächtig galanter Typ in die Konferenz. «Dr Tyyfel», grandios dargestellt vom bekannten Schauspieler Rolf Sommer, hatte seit der Geschichte mit der Teufelsbrücke und dem «gerissenen Weib», das ihn an deren Zerstörung hinderte, noch eine Rechnung offen. Er versuchte in mehreren Intermezzi die BPW Frauen zu umgarnen, dass sich doch eine aus ihren Reihen als weibliche Führungskraft für die Hölle bewerbe – er würde sich dafür während der nächsten 25 Jahren persönlich für den teuflisch guten Erfolg der Gleichstellung einsetzen. Nun, man kann es sich denken: Am Schluss waren die Frauen im Saal gewitzter und brachten den Teufel dazu, sich selber zu überlisten… Die BPW Teufelsgeschichte wurde von Rolf Sommer eigens für das Jubiläum geschrieben.
Persönliche Einblicke in drei Frauenbiografien
Der «Teufel» war also nicht erfolgreich darin, eine Brücke zu den Frauen zu schlagen. Ganz anders diese selber: Im zweiten Teil des Anlasses wurde mit dem von Regula Sicher, Mitglied beim BPW Club Uri, geschaffenen Amateur-Kurzfilm «unÜberwindbar» das Thema in starken Naturbildern aus dem Urserntal aufgegriffen. https://www.youtube.com/watch?v=qBiTfZMFNBc&t. Danach folgten Impulsreferate und ein Podium mit drei ganz unterschiedlichen, aber gleichermassen starken Persönlichkeiten: Doris Russi Schurter ist Unternehmerin und Verwaltungsratspräsidentin, Filomena Russo arbeitet im peer-to-peer-Bereich mit psychisch Betroffenen und Rita Christen ist die erste weibliche Präsidentin des Schweizerischen Bergführerverbands. Moderatorin Elisabeth Fähndrich entlockte ihnen persönliche Einblicke, wie es ihnen gelingt, Herausforderungen zu überwinden, Kompromisse oder Alternativrouten zu finden und Brücken zu bauen. Die Frauen waren sich einig, dass es dazu Mut und Selbstvertrauen brauche, aber auch eine Portion Demut. Und dass es oft darum gehe, über den Tellerrand hinaus zu denken und sich auf die Tischnachbar(inne)n einzulassen.
Gediegenes Jubiläumsdinner
Am Abend durfte BPW Uri weitere Gäste empfangen und das Jubiläum in der Andermatt Konzerthalle mit 150 Personen feiern. Neben dem feinen Essen wurden weitere kulturelle Highlights geboten. So genossen wir zwei weitere Auftritte unseres «Tyyfels» - gespielt vom bekannten Schauspieler und Regisseur Rolf Sommer – und die erfrischende Tanzeinlage der Tanzgruppe «Because I Love», welche die BPW Frauen vor der Fahrt in die Hölle gerettet haben. Zum Abschluss wurde der BPW-Kurzfilm «unÜberwindbar» von unserer BPW-Frau Regula Sicher nochmals gezeigt – diese kraftvollen und stimmigen Bilder rundeten mit der schönen Musik die Jubiläumsfeier ab.
Herzlichen Dank allen engagierten Frauen, die zum Gelingen dieses erfolgreichen nationalen Anlasses und dem gediegenen Jubiläumsdinner beigetragen haben.